High auf Kunst

vor 8 years

Fraeulein-Magazin-Peggy-GuggenheimFraeulein-Magazin-Peggy-Guggenheim

Peggy Guggenheims Leben konnte nur das 20. Jahrhundert schreiben, der Dokumentarfilm „Peggy Guggenheim – Art Addict / Ein Leben für die Kunst“ erzählt nun ihre Geschichte.

„I had a lot of disappointment in my life“, hört man Peggy Guggenheim zu Beginn des Films Peggy Guggenheim – Ein Leben für die Kunst sagen. Es ist eines ihrer letzten Interviews Ende der 70’er Jahre. Sie spricht in einem eigentümlichen Singsang, den sie sich angeblich auf einem elitären Mädcheninternat angewöhnt hatte. Mit „disappointments“ mochte sie die Männer gemeint haben, die sie schlugen, die sieben Abtreibungen, das Leben als selbsterklärte Nymphomanin. Die Schauspielerin Mercedes J. Ruehl, die Guggenheim am Broadway in dem Stück Woman Before a Glass gespielt hat, sagt im Film, da sei immer etwas Widerstrebendes gewesen in Guggenheim, ein innerer Drive, ein Hunger nach Leben, der der tief inne liegenden Traurigkeit Paroli geboten hätte.

Peggy Guggenheim, später weltberühmte Kunstmäzenin, Förderin von Jackson Pollock, Wassily Kandinski, Georges Braque und Marc Chagall, Geliebte von Samuel Beckett, wird 1898 in eine der großen Industriellenfamilien Amerikas hineingeboren. Ihr Vater ertrinkt beim Untergang der Titanic, ihre Mutter verspielt einen Gutteil des Vermögens. In der Schule rebelliert sie, rasiert sich die Augenbrauen. Später gerät sie öfters an die falschen Männer. „She went for the bad boys“, sagt ein Bekannter in Ein Leben für die Kunst. Auch um der eigenen Bürgerlichkeit zu entfliehen schmeißt sie sich ins Leben der Bohème, so wild und selbstbestimmt wie wenige Frauen ihrer Zeit. Sie reist, gründet erst in London, dann in New York eine Galerie. Dazwischen ermöglicht sie Künstlern die Flucht vor den Nazis, unter ihnen der deutsche Maler Max Ernst, mit dem sie eine kurze, stürmische Ehe eingehen wird.

Ein Leben für Kunst zeigt diesen von Tragik nicht freien Lebensweg in behutsamen Collagen und einigen Talking Heads. Das mag manchmal etwas nostalgisch wirken, verliert aber nie seinen Reiz. Zu süchtig machend ist das hier erzählte, rasante Leben, als dass man sich davon abwenden könnte.

Peggy Guggenheim – Ein Leben für die Kunst läuft seit heute, dem 5. Mai 2016, im Kino.

Fraeulein-Magazin-Peggy-Guggenheim

Peggy Guggenheim: Art Addict Trailer from Submarine Deluxe on Vimeo.

Beitrag: Ruben Donsbach
Bilder: PR

Verwandte Artikel