„Jetzt kann mich nichts mehr stoppen“

vor 7 years

Wenn Dua Lipa die Bühne betritt, erfüllt sich der ganze Raum mit ihrer Energie.

 

Die 21-jährige Sängerin hat hart für ihren Traum gekämpft und sich dabei von nichts und niemanden abhalten lassen. Mit Erfolg. Als Kind zog ihre Familie von London in die Heimat  Kosovo. Mit 15 entschied Dua Lipa, ganz alleine wieder zurück in die Weltstadt zu gehen, um ihrem Ziel ein Stück näher zu kommen. Sechs Jahre später unterschreibt sie einen Plattenvertrag, feiert den Erfolg ihres ersten Hits in den Charts und geht 2017 auf Welttournee. An Pausen denkt sie dabei so gar nicht. Fräulein sprach mit der Newcomer-Künstlerin über ihre Liebe zur Musik, wie sie ihr Vater inspiriert hat und von ihrem Leben zwischen London und dem Kosovo.

Fräulein: Dein Vater ist auch Musiker. Ich habe gelesen, dass er dich sehr inspiriert hat. Kannst mir erzählen warum?
Dua Lipa:
Ich habe meinen Eltern sehr viel zu verdanken. Sie haben mir gezeigt, was gute Musik bedeutet und ich war mein ganzes Leben davon umgeben. Schon als kleines Kind habe ich meinem Vater bei seinen Auftritten zugeschaut und dann selbst angefangen, Musik zu machen. Ich habe mich in dieses Leben verliebt und das ist definitiv der Grund, warum ich Sängerin geworden bin.

Welche Art von Musik haben dir deine Eltern nähergebracht?
Sie haben vieles gehört: Bob Dylan, Stereophonics, Sting, Radiohead… Ich aber liebte Pink oder Nelly Furtado. Für meine Entwicklung war es trotzdem gut, dass ich mit verschiedenen Musikrichtungen großgeworden bin, um jetzt einen wirklich guten Song erkennen zu können, völlig egal, aus welchem Genre er kommt. Als ich älter wurde, habe ich angefangen, Hip-Hop zu hören und mochte besonders die Geschichten hinter den Liedern. Rap-Songs transportieren ein Stück Leben.

Gibt es einen Schlüsselmoment in deiner Vergangenheit, in dem du beschlossen hast, den konventionellen Weg gegen den kreativen Berufsweg zu tauschen? Es ist eine mutige Entscheidung, die auch mit vielen Risiken verbunden ist.
Schon in der Schule habe ich meiner Lehrerin erzählt, dass ich Sängerin werden möchte. Klar, Kinder sagen vieles, aber bei mir hat sich der Traum nie geändert. Ich bin mit 15 Jahren alleine zurück nach London gegangen, weil ich wusste, dass ich meinen Traum im Kosovo nicht verwirklichen hätte können. Meine Leidenschaft für Musik steht bis heute im Mittelpunkt meines Lebens und ich hatte immer vor Augen, was ich machen möchte.

Klingt, als komme die Karriere an erster Stelle in deinem Leben.
Auf jeden Fall. Jetzt bin ich an dem Punkt angelangt, meinen Traum Realität werden zu lassen. Ich habe sehr viel Energie in mir. Gerade, wenn ich auf der Bühne stehe, strömt das Adrenalin durch meinen Körper. Manchmal gönne ich mir ein paar Tage zur Entspannung. Es ist aber alles sehr spannend für mich, dass ich gar keine Pause machen möchte, wenn ich sie nicht unbedingt brauche. Mich kann nichts mehr stoppen (lacht).

Ist es die „echte“ Dua, die sich hinter den Videos und Songs verbirgt?
Durch meine Songs lernt man mich wirklich kennen. Jedes Lied zeigt eine neue Seite meines Charakters und handelt von Erlebnissen, die ich durchstehen musste. Für mich ist das ein schöner Weg, mich mit meinen Fans verbunden zu fühlen. Wenn ich Dinge von mir preisgebe, können sie mich verstehen. „For Julian“ ist mein persönlichster Song, weil ich ihn für einen Freund geschrieben habe. Es war sehr emotional, aber auch sehr therapeutisch. Als ich das Lied geschrieben habe, saß ich vor meinem Laptop und habe einfach alles in den Song gepackt, was ich ihm sagen wollte.

Du bist in London geboren und aufgewachsen, dann aber mit elf Jahren zurück in den Kosovo gegangen. Was war das für eine Umstellung?
Es war für mich keine harte Veränderung, weil ich mit der Schule fertig war und sowieso ein neuer Abschnitt gekommen wäre. Für mich war es eben keine neue Schule, sondern ein neues Land. Damals fand ich es sehr spannend, etwas Fremdes kennenzulernen und mich auszuprobieren. Im Gegensatz zu London ist der Kosovo sehr viel sicherer. Ich konnte einfach ins Zentrum fahren und durfte viel länger wegbleiben. Es war wirklich schön dort, aber mein Herz hat mich zurück nach London gezogen.

War es schwer für dich, deine Familie so jung zu verlassen?
Natürlich war es hart, aber auch sehr aufregend. Der Gedanke, alleine zu leben und erwachsen zu werden, hat mich gereizt. Ich bin sehr schnell unabhängig geworden und konnte durch diese Zeit zu der Person werden, die ich heute bin.

Ist der Kosovo oder England dein Zuhause?
Beides. Ich bin stolz, dass beide Länder ein Teil von mir sind. Ich spreche beide Sprachen und fühle mich sowohl in London als auch im Kosovo zuhause. In London bin ich zwar geboren, aber der Kosovo berührt mein Herz. Es sind sehr verschiedene Leben, die ich geführt habe. Im Kosovo ist es sehr klein und die Menschen wissen, was du tust, bevor du es selbst weißt. London hingegen ist der schönste Ort, den ich je gesehen habe. Die Stadt ist groß und fortschrittlich – eigentlich das komplette Gegenteil.

Bestimmt hat sich dein Horizont durch die verschiedenen Einflüsse erweitert.
Es macht dich stärker und du lernst, fremde Dinge und neue Orte zu akzeptieren. Alle deine Erlebnisse prägen und verändern dich als Person. Die Menschen aus dem Kosovo haben mich immer unterstützt und waren sehr stolz, als sie von meinem Erfolg hörten. Dort ist es eine große Sache, wenn jemand durchstartet und ich bin meinen Fans wirklich dankbar. Trotzdem bin ich zurück nach London gegangen, um meinen Traum zu verwirklichen und erwachsen zu werden. Das waren verrückte Momente meines Lebens.

Interview: Louisa Markus
Bilder: Nicole Nodland / Vertigo Berlin

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