Mein Marathon – Trainingstagebuch #1

vor 7 years

Unsere Kollegin Laura träumt davon, einen Marathon zu laufen. Einfach um sich zu beweisen: ich kann das, ich übschreite meine eigenen Grenzen! Ihr Ziel ist der Leipziger Stadtlauf im Frühjahr. Bis dahin wird sie für Fräulein ihr regelmäßges Trainingstagebuch führen. In der #1 Ausgabe: große Vorfreude!

Ich tippe „Leipzig-Marathon“ in die Suchleiste meines Servers ein. Auf der Homepage der Veranstaltung suche ich nach dem Reiter zur Online-Anmeldung. Name, Geburtsdatum, Adresse, ich muss die üblichen Daten angeben. Am Ende stimme ich den Teilnahmebedingungen zu und bezahle. Ich versichere damit, dass ich körperlich fit und ausreichend trainiert bin, um an dem Marathon am 9. April 2017 teilzunehmen. Was nicht ist, kann ja noch werden …

Als ich in die Oberstufe kam und im Winter plötzlich mehrere schwierige Klausuren pro Woche schrieb, wurde joggen gehen für mich zu einer Art Therapie. Den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen und sich nicht bewegen zu können, war eine Qual. Ich fing an täglich mindestens eine halbe Stunde zu rennen.

Aber nach ein paar Monaten war der Prüfungsstress vorbei und damit hatte es sich auch mit dem Laufen erledigt. Obwohl es mir nicht nur unheimlich viel Spaß gemacht hat, sondern ich tatsächlich auch relativ schnell eine deutliche Leistungssteigerung bemerkt hatte.

Das ist jetzt fünf Jahre her und seitdem bin ich nie wieder so viel gelaufen. Klar, vorher und nachher ab und zu, aber nie regelmäßig.

Und irgendwann, zwischen Prüfungsstress, einem meiner seltenen Läufe und einem Triathlon-Post auf Facebook von einem Bekannten, kam der Wunsch auf, das mit dem Laufen nochmal anzupacken. Ich setzte mir in den Kopf, „irgendwann mal“ einen Marathon zu laufen. Wenn schon, denn schon, oder so ähnlich …

Aber aus dem irgendwann, wurde schnell ein ganz bald. Denn das Training für einen Marathon nimmt viel Zeit in Anspruch. Man muss damit rechnen fünf bis sechs Mal in der Woche zu trainieren. Zumindest wenn man klassische Trainingspläne befolgt. Und bei einer Volldistanz von gut 42 Kilometern, nimmt das mehrere Stunden in Anspruch. Im Training läuft man zwar nie die ganze Wettkampfstrecke, weil das für den Körper zu strapaziös wäre, aber selbst wenn man die 20 Kilometer Marke geknackt hat, liegt man durchschnittlich schon bei einer Laufzeit von ca. 2 Stunden. Ich als Anfängerin muss jedenfalls mit solchen Zeiten rechnen.

Also gut, die Zeit muss man haben, oder zumindest flexibel einteilen können. Da hat man als Studentin schonmal gute Voraussetzungen. Für mich steht also fest, wenn nicht jetzt, wann dann?!

Die meisten Marathons finden im Herbst und Frühling statt, also musste ich mir überlegen, wann genau ich laufen wollte. Da ich extrem hitzeempfindlich bin und es im Sommer öfter mal vorkommt, dass ich wegen der Temperaturen umkippe, stand für mich sofort fest, dass ich nur im Winter trainieren kann. Es muss also ein Marathon im Frühjahr sein.

Nächste Frage: Wo? 42 Kilometer sind verdammt lang. Bei vielen Veranstaltungen ist es aber verboten, mit Kopfhörern zu laufen. Langeweile und Motivationsverlust sind die ersten zwei Gedanken, die mir in dem Zusammenhang durch den Kopf schießen. Aber gerade das ist ja eigentlich das tolle an so einem Wettkampf: Der Rahmen, in dem man teilnimmt, hat nichts mit dem einsamen Joggen gehen im Wald zu tun. Stadtmarathons wie der Berliner oder Boston-Marathon gleichen fast schon einer Party. Die Läufer werden die ganzen 42 Kilometer lang angefeuert, die Umgebung ist abwechslungsreich.

Ich lebe in Dresden, das stellte mich vor ein Problem: Der Dresden Marathon durch die Stadt findet im Herbst statt. Der Ober-Elb-Marathon, der in Dresden endet, ist zwar im Frühling, aber geht die ganze Strecke nur am Fluss entlang, immer geradeaus. Schon der Gedanke daran nimmt mir jegliche Motivation.

Aber warum sich auf die eigene Stadt festlegen? Für mich ist Leipzig nicht weit, da findet jedes Jahr Anfang April der Stadtmarathon statt, mitten im Zentrum, zwei Runden a 21,09 Kilometer. Das Startgeld beträgt 30€, das muss man zahlen, um eine offizielle Startnummer zu bekommen. Immerhin steckt viel Organisationsarbeit hinter einem solchen Event.

Heute habe ich mich angemeldet. Nächste Woche beginnt mein Training. Mal sehen, wie die ersten Wochen verlaufen werden. Ich bin sehr gespannt, ob sich irgendwann die Routine soweit eingeschlichen hat, dass es mir nicht mehr schwer fällt, morgens aufzustehen und laufen zu gehen. Vor allem wenn es draußen bald stockfinster und eiskalt sein wird. Das kann ja heiter werden …

Aber ich möchte das unbedingt. Nicht nur, weil ich es mir selbst beweisen will (ich war schon immer Einzelsportlerin, jemand anderen zu besiegen motiviert mich kein Stück), sondern auch, weil ich wissen will, wo meine Grenzen sind. Und das Gefühl, über die Ziellinie zu laufen, stelle ich mir unbeschreiblich vor.

Text: Laura Greiff

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