Die junge und mächtige Stimme der Emma Gonzalez gegen Waffengewalt

vor 6 years

Binnen zwei Monaten avancierte die US-amerikanische Aktivistin Emma González zu sowohl einem der weltweit prominentesten Gesichter als auch einer der lautstärksten Stimmen ihrer Generation. Nach dem fatalen Attentat auf die MSD High School in Parkland schlug die 18-Jährige mit ihrem Einsatz gegen die laschen Waffengesetze in den Vereinigten Staaten enorme Wellen.

Ihr Gesicht erinnert viele – durch die tränenerfüllten Augen und kurzrasierten Haare – an Renée Maria Falconettis berühmte Verkörperung der Jean d’Arc in Carl Theodor Dreyers „Die Passion der Jungfrau von Orleans“ (1928). Jean d’Arc wird in Dreyers Film als außergewöhnlich junge Frau porträtiert, deren Schweigen vor allem in einem finalen Close-up ungeheure Tragik, Schwere und Wirkmacht entfaltet, womit die Parallele zu González bedeutend augenscheinlich wird.

Auf der Hauptveranstaltung des weltweiten “March For Our Lives” am 24. März 2018 in Washington D.C. berührte die 18-Jährige Schülerin aus Florida die gesamte Welt mit ihrer rund sechs Minuten langen Rede, in der sie den Großteil über – 4 Minuten und 26 Sekunden – schwieg und so Zehntausenden von Zuhörern die Dauer des Amoklaufs an ihrer Schule demonstrierte. Am 14. Februar 2018 hatte Nikolas Cruz 17 Schülern und Lehrern der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland mit einem halbautomatischen und völlig legal akquirierten Sturmgewehr das Leben genommen.

"Fight for your lives, before it’s someone else’s job."

Drei Tage nach dem Massaker erregte González erstmals internationale Aufmerksamkeit, als sie sich auf dessen Gedenkfeier emotional gegen Waffengewalt aussprach und Präsident Trump direkt herausforderte. “Schämen” sollte er sich, für die 30 Millionen Dollar, die er von der National Rifle Association (NRA) erhält, während er nichts Anderes als Beileid und Gebete für die Betroffenen von Massenschießereien übrig hat. Ihre Rede lief auf Nachrichtensendern, zierte Pressetitelseiten und verbreitete sich insbesondere über Social Media wie ein Lauffeuer – wobei angemerkt werden muss, dass González’ große Reichweite sich nicht zuletzt auf gewisse Privilegien (wie ihren Herkunftsort) stützt und viele Stimmen zu Waffengewalt in anderen Gebieten und Gesellschaftsschichten kaum denselben Grad an Aufmerksamkeit genießen. González ist sich dessen jedoch bewusst, weswegen etwa der “March For Our Lives” vor allem schwarzen Redner*innen Zeit und Raum widmete. Sie alle teilen sich die Bühnen, betont González, um gemeinsam eine verschärfte Kontrolle des Schusswaffenbesitzes zu erreichen und sich gegen den politischen Einfluss der NRA einzusetzen.

Die von González mit rund 20 Mitschülern gegründete und geführte Organisation “Never Again MSD”, welche unter anderem den “March For Our Lives” erst ermöglichte, wurde bereits von obersten Autoritäten wie Barack und Michelle Obama gelobt. Wie die ehemalige First Lady es formulierte, braucht es Mut und Ausdauer, um Bewegungen wie eine Reform des Waffengesetzes durchzusetzen – in Emma González jedoch sieht sie, genauso wie viele Andere, das Vertrauen und die Hoffnung in eine junge Generation signifikant aufleben.

 

Text: Dieu Linh Nguyen Xuan

Bild: Mobilus In Mobili

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