Jede Woche stellen wir an dieser Stelle eine junge Fotografin vor, die Talent, Hingabe und das Zeug zum Fräulein besitzt. Diese Woche: Eylül Aslan.
Von der Sonne beschienene blonde Nackenhaare und Armhärchen auf warmer Haut, die gleich zur Gänsehaut wird: Eylül Aslan schafft es mit ihren Bildern, dieses Spätsommer-Sonntagmorgen-mit-der-neuen-Liebe-im-Bett-Gefühl zu transportieren, obwohl eigentlich nie Betten zu sehen sind. Das ist so, weil sie so dicht rangeht, das Licht so passend setzt und dabei immer eine gewisse Zartheit in den Fokus rückt; weder aufdringlich sexy, noch bieder. Diese ideale Zwischenstufe trifft man wirklich nicht oft.
Und obwohl alles ganzschön verträumt ist, wenn da junge Frauen im Laub liegen oder hinter dem Spitzenvorhang im Fenster sitzen, wird es nicht kitschig, denn die Inszenierungen sind immer auch ein wenig ver-rückt im wahrsten Sinne des Wortes. Irgend etwas, ob es nun die Pose ist oder die Kleidung, scheint da nicht richtig zu passen und passt dann doch wieder genau in diese extraordinäre Pastell-Welt. Die Mädchen sind in ihre Umgebung gelegt und gestellt worden, wie Tetris-Steine im Gameboy-Spiel von oben in die Landschaft fliegen. Dazu kommt der Kontrast zwischen weichen- und Signalfarben und so entsteht eine besondere, graphische Sprache, die zwischen Fremdheitsgefühl und Vertrautheit changiert.
Damit reiht sie sich in das künstlerische Nacktbild-Gerne der Gegenwart ein – sie mag Fotografen wie Guy Bourdin, Paul Phung oder Hasisi Park, also ästhetische Akte mit Drang ins Merkwürdige. Dazu nutzt sie Spiegelungen, Mehrfachbelichtungen und Unschärfen wie in einem surrealistischen Roman. Eylül Aslan hat auch tatsächlich in Istanbul Französisch und Literatur studiert und überträgt das Literarische auf ihre Bilder, indem sie Geschichten von fantastischen Begegnungen inszeniert, von gemeinsamen Tagen draußen und Gesprächen, die man nicht enden lassen will.
Diese Bildsprache verfolgt die Fotografin seit ihren ersten Veröffentlichungen konsequent. Mittlerweile lebt sie in Deutschland und wird damit immer bekannter. Nach dem Studium assistierte sie verschiedenen Modefotografen. Es folgten Ausstellungen, CD-Cover, der erste Preis im Fotowettbewerb von Smart, Beiträge bei Vice- und art-Magazin, sowie Publikationen für Adidas oder Elle. Gerade ist ihr erster Bildband „Trauerweide“ erschienen.
Beitrag: Maja Hoock (Bewerbungen an: maja.hoock@off-ones-rocker.eu)
Alle Bildrechte: Eylül Aslan
Eylül Aslan