Nach fünf Jahren Songwriting, Touren und Perfektionieren ihres Sounds veröffentlichte die norwegische Band Fieh im September 2019 endlich ihr erstes Album. Mehr und Mehr erobert die achtköpfige Band auch unsere deutschen Bühnen. Wir haben Frontsängerin Sofie Tollefsbøl in Berlin getroffen.
Im Interview mit Fieh
Wie seid ihr auf den Namen “Fieh” (ausgesprochen “Fia”) gekommen?
Als ich vor etwa sechs Jahren meine ersten Songs gepostet habe, brauchte ich einen Namen, unter dem ich das Ganze veröffentlichen konnte. Der amerikanische Rapper Nas, der ja eigentlich Nasir heißt, hat mich auf das Aufsplitten von Namen gebracht. Daraus entstand “Fieh”. Selbst, als dann die Band dazukam, sind wir dabei geblieben.
Wie kamt ihr als Band zustande?
Fünf von uns gingen gemeinsam zur High School. Die Schule hatte einen Musikschwerpunkt, weshalb wir schon früh zusammen gespielt haben. Die anderen sind erst später dazugekommen. Ola hat Jørgen und Edvard bei einem Workshop kennengelernt und Lyder trafen wir auf der Academy of Music in Oslo.
Seit wann machst du Musik und wie hast du deinen Weg in die Szene gefunden?
Mit 10 Jahren habe ich begonnen Klavier zu spielen, als ich 17 war machte ich aber den Gesang zu meinem Hauptinstrument. Nachdem die Band gegründet war, spielten wir zahlreiche Gigs und etablierten uns so in der Musikszene. Als wir dann alle nach Oslo zogen, um an der Academy of Music und anderen Unis zu studieren, wurden wir quasi automatisch Teil der Osloer Musikszene.
Was inspiriert dich?
Ich ziehe meine Inspiration aus Musik, Filmen, meinem Alltag, Menschen und Reisen.
Wie lange habt ihr an eurem Album gearbeitet?
Wir haben im Mai 2017 mit den Aufnahmen angefangen und waren etwa ein Jahr später fertig. Allerdings haben wir alle zeitgleich studiert und waren deshalb nicht jeden Tag im Studio.
Wie sieht ein “normaler” Produktionstag aus?
Anfangs haben wir Recordings von jedem einzeln aufgenommen und eine Menge von den Drums und Bass Aufnahmen behalten. Danach ging es mit Overdubs weiter. Wir haben also auf die Anfangsaufnahmen immer weitere Instrumente und Stimmen gelegt. Ab dem Zeitpunkt war jeder Tag anders, je nach dem, welches Instrument gerade dran war. Mal haben wir uns morgens getroffen, mal saßen wir bis Mitternacht im Studio. Andreas hat sogar am 25. Dezember gearbeitet.
Was waren die größten Schwierigkeiten bei der Produktion eures Albums?
Das Warten. Nachdem das Album fertig war, sind eine Menge Dinge passiert, die die Veröffentlichung immer und immer weiter verzögerten. Wir haben das Label gewechselt, wodurch eine Menge Bürokratie anfiel. Uns blieb nichts wieter übrig, als die Füße still zu halten und zu warten, bis alles geregelt ist und das neue Label endlich unsere Platte veröffentlichen durfte.
Was möchtet ihr mit eurer Musik erreichen oder ausdrücken?
Unser wichtigstes Ziel ist es uns selbst auszudrücken. Außerdem ist uns wichtig, dass die Leute unsere Konzerte genießen. Ich glaube, dass wir alles, was wir selbst an Musik mögen, in dieses Projekt stecken. Wir machen also einfach Songs, die wir selbst gerne hören würden. Musik, die ich wirklich liebe, hat mir schon viel weitergeholfen und meine größte Hoffnung ist es, dass auch meine eigene Musik dazu imstande ist, Menschen zu helfen und sie glücklich zu machen.
Eure Musik ist sehr sonnig und easy-going. Nicht unbedingt das, was man von einer norwegischen Band erwartet. Normalerweise ist Norwegen ja eher für seine düstere Musik, wie Black Metal, bekannt. Hat Norwegen eine vielseitige Musikszene?
Seitdem es das Internet gibt, können auch Norweger sich endlich von etwas anderem inspirieren lassen, als von Dunkelheit und Schnee (lacht). Ja, ich finde schon, dass unsere Musikszene sehr vielfältig ist. Es gibt eine Menge Künstler, die verschiedene Genres miteinander verbinden.
Unsere Aktuelle Ausgabe der Fräulein trägt den Titel „Macht”. Was bedeutet Macht für dich als Frontsängerin und wie gehst du damit um?
Natürlich kommt einem als Frontsänger viel Macht zu, die man auch annehmen sollte, denn gerade auf der Bühne muss man die Band führen und ist meist auch derjenige, der direkt zum Publikum spricht. Es ist in jedermanns Interesse, dass man die Führung übernimmt, denn die Menschen möchten durch ein Konzert begleitet werden und sich sicher fühlen. Ich selbst habe die Band gegründet und ich bin bis heute diejenige, die hauptsächlich die Songs schreibt. In diesem Sinne habe ich natürlich die meiste Macht von uns allen. Mit der Macht kommt aber wiederum auch viel Verantwortung. Es ist wichtig, dass man innerhalb der Gruppe demokratisch arbeitet. Jeder muss das Gefühl haben, gehört zu werden. Deshalb entscheiden wir als Band auch immer alles gemeinsam.
Ihr seid eine gemischte Band. Glaubst du, dass das Konzept von Feminität und Maskulinität in Zukunft miteinander verschmelzen oder sich gar auflösen wird?
I befürchte, dass Traditionen und Vorstellungen von dem, was „normal“ ist, nicht so schnell verändert werden können. Es könnte sich natürlich dorthin entwickeln, aber das wird noch sehr lange dauern. Die unbewusste Voreingenommenheit wird noch lange weiterleben, selbst dann, wenn wir das eigentlich nicht wollen. Auch, wenn wir uns modisch mit Unisex-Kleidung immer ähnlicher sehen, ist das noch lange nicht dasselbe, als auch dieselben Rechte und Möglichkeiten zu haben. Wir müssen ja nicht alle gleich aussehen oder dieselben Dinge zu tun. Wir müssen nur alle dieselben Chancen bekommen.
Was sind deine Ziele für die Zukunft?
Großartige Alben zu produzieren und eine Menge Gigs auf der ganzen Welt zu spielen!
Was ist derzeit deine persönliche Top 10 an Songs, Alben oder Bands?What are your favorite 10 songs, Albums or bands at the moment?
Shuggie Otis
Red Hot Chili Peppers
Parliament
Kate Bush
Cardi B
Björk
The Beatles
Prince
John Coltrane
7 Days of Funk
Bilder: PR
Text: Emiliya Daud & Ann-Kathrin Lietz