Simpel und chic zugleich – Der Marine-Look ist ausnahmslos eines der Lieblingsoutfits aller Modebegeisterten wie auch Modemuffeln. Hier ein kleiner Exkurs warum uns der Look so inspiriert!
Die Fusion aus indigoblauen Streifen auf weißem Jersey gehört wohl zum beliebtesten Casual Outfit der Welt: der Marine-Look. Marinière zu deutsch: Matrosenhemd kommt quelle surprise aus Frankreich. Neben feinen Tröpfchen Wein, cremigem Käse mit fiesem Geruch oder dem Barett, reiht sich der legere Look in die Kategorie der populären französischen Exportgüter ein. Zu Ehren der simplen Schönheit machen wir einen kleinen Exkurs zu dessen Bedeutung und Herkunft:
Geburtsort des Klassikers ist wie der Name schon verrät, die Marine. Französische Matrosen trugen ab dem 17. Jahrhundert weiß-blau gestreift um im ungünstigen Falle eines Überbordgehens im Wasser schnell erkennbar zu sein. Entsprungen als Arbeitskutte von niederen Schichten und Angestellten, mauserte sich der Marine-Look schnell zum Liebling-Revolutionär, die ihre Solidarität mit sozial benachteiligten Schichten damit symbolisierten.
Die Transfusion der Arbeiterkutte zum Prêt-à-Porter nahm ihren Lauf durch Frauen wie Coco Chanel, die nachhaltig die Mode (für Frauen) prägte, und den Dress nicht nur salonfähig machte, sondern ebenso zum Motiv der Frauenbewegung.
Auf den Laufstegen heimisch wurde der Marine-Look durch Modeschöpfer wie Yves Saint Laurent und Jean Paul Gaultier. Die zeitgleiche französische Unterstützung vom Tragen der Ringelstreifen beim alljährlichen Urlaub am Meer hat sicherlich ebenso zur allgemeinen Beliebtheit beigetragen. Noch heute gilt der Look als National Emblem der Franzosen. Und so begegnen wir auf provinziellen Karnevalsparties alle Jahre wieder angetrunkene Faschingsnarren, die neben trockenem Baguette unter dem Arm, mit dem Bretagne-Look eine französische Karikatur darstellen wollen.
Auch in der Kunstszene ist die Marinière ein beliebtes Dress. Pablo Picasso und Andy Warhol ließen sich gerne darin ablichten. Fashion-Ikonen der Gegenwart wie Alexa Chung, die sich den Style wiederum bei Sternchen der 60er Jahre wie Brigitte Bardot abgeschaut haben, verhelfen der Klamotte heute noch zu weltweiter Beliebtheit. So findet sich der Marine-Look als modischer Protagonist in Filmklassikern der Nouvelle Vague wie Le Mépris (deutsch: Die Verachtung) oder À bout de souffle (deutsch: Außer Atem) sinnlich durch die verführerische Bardot oder Tomboy-haft durch Jean Seberg wieder. Stilvoll und zugleich einfach suggeriert uns die Klamotte eine lässige Ästhetik, dessen Charme sich kaum jemand entziehen kann. Denn selbst bei den größten Modemuffeln findet sich ab und an ein weißes Shirt mit marineblauen Streifen im Kleiderschrank.
PS.: Kleiner Funfact am Rande: Im Mittelalter wurden Streifen mit teuflischer Unordnung assoziiert. Deswegen war der Ringel-Look ausschließlich ausgestoßenen Randgruppen wie Prostituierten und Verrückten vorbehalten. Wen noch mehr Wissbegier gepackt hat, sollte sich die aktuelle Karambolage-Folge bei Arte, die sich dem Marine-Look gewidmet hat, nicht entgehen lassen.
von links oben im Uhrzeigersinn: Petit Bateau x Anneli Schubert, Chinti & Parker, Comme des Garçons Play, Comptoir des Cotonniers, 1.2.3 Paris x Armor Lux und American Vintage
Bild 1. Still aus À bout de souffle
Bild 2. Still aus Le Mépris
Text: Samira Ghoualmia