Weekend Reads zum Wochenende

vor 5 years

Neue, interessante Artikel zu Selbstoptimierung, Leistungsdruck und Schlaf.

Am Wochenende wollen wir zur Ruhe kommen und die nötige Kraft tanken, die wir für die neue Woche benötigen. Doch wieso nehmen wir die Aufgaben, Pflichten und Termine unseres Alltags als lästig und kräftezehrend wahr? Steht es im Zusammenhang mit unserem Schlaf, der uns geraubt wird? Unserer Zeit, die uns davon rennt? Unserer Energie, die durch den stetigen Leistungsdrucks nachlässt?

Zeitempfinden – Wie das Smartphone uns die Zeit klaut

Warum hängen wir ständig am Handy? Weil wir uns selbst nicht mehr aushalten, sagt Forscher Marc Wittmann und erklärt, wie das Smartphone unser Zeitgefühl verändert.

Fünf Menschen steigen in den Bus, setzen sich, holen wie einstudiert ihre Smartphones raus und starren auf die Displays, bis sie wieder aussteigen. Solche Situationen beobachte er täglich, sagt Marc Wittmann. Er ist Psychologe und Humanbiologe und erforscht am Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie, wie wir die Zeit wahrnehmen. Was unser Smartphone damit zu tun hat, erzählt er im Interview.

Selbstoptimierung – Holt euch den Schlaf zurück!

Als Leistungsmenschen brauchen wir niemanden mehr, der uns überwacht und uns unter Androhung von Strafen antreibt. Wir haben heute das Gefühl, ohne ein hohes Maß an Selbstoptimierung und Disziplin in dieser Welt nicht mehr mit anderen mithalten zu können. Der Druck, der auf uns lastet, unser Potenzial auszuschöpfen oder an uns selbst zu arbeiten, er hat seinen Ursprung in dem Gefühl, nie gut genug, nie schön genug, nie kreativ genug zu sein. Und wir haben den Leistungsimperativ längst als unser eigenes Streben und Wünschen akzeptiert. Diese Last haben sich die meisten nicht selbst aufgebürdet. Einen Schuldigen zu finden, ist heute aber schwieriger als zu einer Zeit, als hinter uns der Antreiber mit der Peitsche stand. Einfacher auszumachen sind jene, die Profit schöpfen aus unseren Gefühlen der Ungenügsamkeit: Arbeitgeber und die Hersteller von Konsumprodukten. Und auch die Folgen des Leistungsimperativs spüren wir: laut Ehrenberg als Angststörungen und Erschöpfungsdepressionen. Eines ihrer Symptome: quälende Schlaflosigkeit.

Burn-out-Kolumne – Warum ich meinen Mund nicht halte: Ich war in der Psychiatrie -und stehe zu meinen Problemen!

In meinem persönlichen Umfeld hat sich das in den vergangenen Jahren tatsächlich verändert. Ich habe den Eindruck, dass wir alle wieder mehr aufeinander achten. Vielleicht kann ich nicht die Welt verbessern, aber die zehn Quadratmeter um mich herum. Aus genau diesem Grund erfinde ich keine Märchengeschichten, wenn mich mal wieder jemand fragt, warum ich mit 31 mitten in einer Ausbildung stecke. Deshalb rede ich weiter davon. Und deshalb schreibe ich weiter darüber. Burn-out ist eine Krankheit. Kein Mangel. Aber das muss man eben erstmal wissen. Und wie sollen die Glückspilze, die nie eine Depression oder eine Angststörung hatten, Verständnis aufbringen und in Zukunft besser auf sich selbst und ihre Mitmenschen aufpassen können, wenn wir Betroffenen ein Geheimnis daraus machen und den Mund halten?

Ja, ich schlafe lange. Nein, ich bin weder faul noch unproduktiv

Während des Studiums fand ich die Flexibilität und die Freiheit meinen Tag selbst einzuteilen regelrecht anstrengend. Meine Mitbewohnerin stand jeden Tag superzeitig auf und ging um 5 Uhr morgens rudern. Doch anstatt zu akzeptieren, dass ich einfach anders bin (und dass das vollkommen okay ist), versuchte ich, meine Müdigkeit zu bekämpfen. Das Ergebnis: Ich versank langsam, aber sicher im Selbsthass, weil ich es einfach nicht schaffte, zeitiger aufzustehen aka mein Leben in den Griff zu bekommen. Nach einem Jahr war es so schlimm, dass ich es zwei Wochen lang gar nicht aus dem Bett schaffte. Ich wurde aus meinem Kurs geschmissen und versuchte irgendwann sogar, mich umzubringen. Natürlich lag Letzteres nicht nur daran, dass ich eine Langschläferin bin – ich hatte zusätzlich noch mit anderen Dingen zu kämpfen. Trotzdem hat es einen Teil zu meiner schlechten psychischen Verfassung beigetragen, denn ich hatte permanent ein schlechtes Gewissen und fühlte mich schuldig. Es hielt mich davon ab, wieder gesund zu werden, weil es mir das Gefühl gab, dass diese schreckliche Stimme in meinem Kopf Recht hat. Die Stimme, die sagt, ich wäre fauler als der Rest. Dümmer. Erfolgloser.

Mittlerweile geht es mir wieder viel besser, aber manchmal denke ich das immer noch. Genauer gesagt immer dann, wenn ich 15 Mal snooze. Selbst am Wochenende bekomme ich dann ein schlechtes Gewissen. Das ist doch scheiße, oder? Ich finde, das muss endlich aufhören.

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