Zur Protestwelle, die nach dem Mord an George Floyd auf der ganzen Welt ausgebrochen ist, haben eine Reihe an Mode- und Beauty Brands Stellung bezogen, um Anteilnahme und Solidarität zur #BlackLivesMatter Bewegung über Social Media zu zeigen.
Black Lives Matter: Wie Fashion Brands reagieren
Gerade in der Modebranche ist dies eine herausfordernde Situation, denn durch die vermeintliche Unterstützung, sich als Unternehmen gegen Rassismus und Unterdrückung stark zumachen, versuchen viele Marken an Glaubwürdigkeit zu gewinnen und rassistische Kontroversen aus der Vergangenheit aufzuarbeiten.
Verbraucher fordern daher, dass Unternehmen, insbesondere diejenigen, die seit Jahrzehnten von der schwarzen Kultur profitieren, sich zu Wort melden und Maßnahmen ergreifen:
Versace: Das italienische Luxus-Label zeigt ihre Anteilnahme mit der Forderung nach “Equality, Diversity & Inclusivity”. Sie positionieren sich in weiteren Posts auf Instagram gegen systematische Diskriminierung und geben eine Spende an die Bildungsstiftung “NAACP” bekannt. Versace stand vor mehreren Jahren wegen diskriminierendem Verhalten gegenüber dunkelhäutigen Kunden*innen selbst zur Kritik.
#BlackLivesMatter pic.twitter.com/PcTPvPEaxY
— VERSACE (@Versace) May 31, 2020
Auch Donatella Versace hat sich als Chief Creative Officer des gleichnamigen Labels auf Instagram geäußert und fordert Gerechtigkeit für die Opfer gewalttätigen Rassismus. #icantbreathe #blacklivesmatter
Saint Laurent: Das Modeunternehmen positioniert sich auf Twitter und Instagram mit dem Statement “Discrimination has no justification” Vor allem Saint Laurent wird in den Kommentaren dazu aufgerufen Organisationen mit Spenden zu unterstützen. Modeliebhaber wissen allerdings, dass Gründer Yves Saint Laurent einer der ersten großen Designer war, der dunkelhäutige Models auf seinen Laufstegen einsetzte und so unter anderem Naomi Campbells Karriere anführte.
Gucci: Die Tradiotionsmarke aus Italien betrauert die aktuelle Situation mit einem Gedicht der Schriftstellerin Cleo Wade. Sie ist Community-Aktivistin, setzt sich für Gleichberechtigung ein und hinterfragt hier passenderweise das aktuelle Weltbild in der Gesellschaft.
Gucci musste sich im vergangenen Jahr Vorwürfe zu Blackfacing anhören und hat daraufhin einen schwarzen Rollkragen-Pullover mit roten Lippen aus dem Sortiment gestrichen.
Aber auch CEO, Chefdesigner und stellvertretend alle Mitarbeiter Guccis erklären sich in einem Versprechen klar gegen Rassismus.
Prada: Auch Prada hatte vor einigen Jahren mit Blackfacing-Vorwürfen wegen einer Schaufenstergestaltung, die diskriminierende Züge annahm, zu kämpfen. Zur #BlackLivesMatter Bewegung teilt die Prada Group ein Statement, dass sie über die Ungerechtigkeiten gegenüber der schwarzen Community empört und traurig sind.
L’Oréal Paris: Das Beauty-Unternehmen zeigt Solidarität zu den aktuellen Ereignissen, indem sie das Statement “speaking out is worth” auf ihrem Instagram-Account veröffentlichen.
In einem weiteren Beitrag stellen sie die Auseinandersetzung mit der ehemaligen Markenbotschafterin Munroe Bergdorf klar: Ihr Vertrag mit L’Oréal wurde 2017 gekündigt, nachdem sie sich klar gegen Rassismus und weiße Vormachtstellung aussprach. Der Kosmetik-Riese hat sich inzwischen in einem klärenden Gespräch bei ihr entschuldigt.
Auf Twitter teilt L’Oréal USA ein Video der ausgezeichneten Schauspielerin Viola Davis, in dem sie sich gegen Rassismus ausspricht.
Say WITHOUT apology!! 🤜🏿🙌🏿❤❤ pic.twitter.com/MqYaFqYyKM
— Viola Davis (@violadavis) May 28, 2020
Estée Lauder: Als Kosmetikunternehmen betont Estée Lauder in einem Post, dass die Hautfarbe ihrer Kunden*innen keine Rolle spiele und sich das Unternehmen gegen Rassismus und gewaltsamem Hass vereint. Sie stehen für Inklusion, Respekt und Gleichheit für alle.
In einem weiteren Post zeigen sie die Zusammensetzung des Teams in den USA nach ethnischer Herkunft auf:
Mac Cosmetics: Der Make-up Hersteller teilt ein Statement, in dem sie hervorheben, dass sie seit der Gründung der Dachorganisation Estée Lauder 1948 hinter jedem Alter, ethnischen Herkunft und Geschlechtern stehen.
Virgil Abloh: Der Gründer von off-white, Creative Director Louis Vuitton Menswear sorgte während der Aufstände in den USA für einen regelrechten Shitstorm. Statt aktiv die #BlackLivesMatter Bewegung zu verbreiten, empört er sich über die Ausmaße der Demonstranten. Auf Social Media wird ihm vorgeworfen, die Massenproteste nicht ausreichend in Zusammenhang mit der Ungerechtigkeit gegenüber Schwarzen zu sehen und den Ursprung der Ausschreitungen (George Floyds Tod) nicht ernst zu nehmen. Er hätte so auch nur 50 Dollar an wohltätige Organisationen gespendet, die die #BLM Bewegung unterstützen.
Mittlerweile hat er sich für sein Verhalten auf Instagram entschuldigt:
Marc Jacobs: Der Chefdesigner seines gleichnamigen Labels zeigt sich im Gegensatz vorbildhaft, wie Solidarität in der aktuellen Situation aussehen sollte, denn trotz Vandalismus und Plünderung im Zuge der Proteste postete er auf dem Instagram-Account seiner Marke ein Foto des Eingangsschildes, auf dem sein Logo mit schwarzer Farbe übermalt wurde und stattdessen die Namen von George Floyd und Sandra Bland (ein weiteres Opfer rassistischer Polizeigewalt) trägt und solidarisierte sich so ausdrücklich mit der Bewegung.
Auf seinem persönlichen Account schreibt er, dass man Besitzt ersetzen kann, ein Menschenleben aber nicht. Somit setzt er ein klares Zeichen und sieht sogar über die Beschädigungen am Store hinweg.
Nike und Adidas: Als positives Beispiel und Zeichen für mehr Zusammenhalt in der Modebranche bündeln sich die sonst konkurrierenden Sportmarken. Adidas teilte ein Video von Nike, das sich in Anlehnung des legendären Werbeslogans “Just do it” mit dem Aufruf “Let’s all be part of the change” für aktives Handeln gegen Rassismus ausspricht. Diese solidarische Geste von Adidas sorgte bei Nike für Anerkennung und reagierte mit “Gefällt mir”.
Together is how we move forward.
Together is how we make change. https://t.co/U1nmvMhxB2— adidas (at 🏡) (@adidas) May 30, 2020
Trotz extremer Einnahmeverluste als Auswirkung der globalen Corona-Krise, in der die Geschäfte während des Lockdowns ihre Türen schließen mussten, bleiben viele Geschäfte und weltweite Ketten als Vorsicht gegenüber der Wut der Demonstrant*innen vor allem am Rodeo Drive in Los Angeles weiterhin geschlossen.
Insbesondere von der Modebranche wird jetzt gefordert, sie solle sich deutlicher gegen Rassismus positionieren. Die aufgeführten Beispiele zeigen, dass die #BlackLivesMatter Bewegung auch in der Mode angekommen ist.
Gerade jetzt hat die Branche die Möglichkeit, nicht nur die Kultur offenzulegen, sondern auch gemeinsam zu wachsen, aufzuklären und sich weiter zu engagieren.
Abgesehen davon, dass dunkelhäutige Models nun vermehrt für Kampagnen und Runways gecastet werden, hat die Modebranche dennoch einen langen Weg der tatsächlichen Diversität vor sich, veraltete Grundsätze aufzubrechen.
Wir können nur etwas erreichen, wenn wir alle zusammen- und zueinanderhalten.
Da sich viele Marken schon gegen Ungerechtigkeit einsetzen und an Organisationen spenden, liegt es jetzt an den Käufern die “richtigen” Marken zu unterstützen.
Text: Olivier Mohrińge