Nach Kassenschlagern wie “The Danish Girl”, “Carol” und dem international gefeierten hierzulande noch wenig bekannten Film “Tangerine”, konnten wir 2015 so viele Filme zum Thema LGBT auf der Leinwand bewundern wie nie zuvor. Aber das Thema ist im Kino nicht neu. Zum Wochenende hat Fräulein euch die wichtigsten LGBT Filme der letzten Jahrzehnte aufgelistet.
Auf Platz eins thront das kanadische Wunderkind Xavier Dolan. Seine große Erzählung aus “Laurence anyways” sowie die komplexe Beziehung der besten Freunde aus “Heartbeats”, die sich beide in den apollogleichen Nicolas verlieben, drücken die Ängste, Hoffnungen und Begehren einer ganzen Generation aus. Sie beglücken uns so sehr, weil sie ein lange unterdrücktes Lebensgefühl mutig umarmen – und das in einer unnachahmlichen ästhetischen Kombination aus fast vergessener mondäner Zeit und der Popkultur der Generation Y.
2. In „Paris is burning“ aus dem Jahr 1990 dokumentiert die amerikanische Regisseurin Jennie Livingston eine nach Glanz und Anerkennung suchende New Yorker trans* community inmitten der AIDS Krise. Der Film traf einen Nerv, gewann den Großen Preis der Jury des Sundance Film Festivals und gilt bis heute als Manifest der Bewegung.
3. Modedesigner Tom Ford beweist sein Talent nicht nur auf dem Laufsteg sondern auch auf der Leinwand. „A single man“ von 2009, eine Adaption des gleichnamigen Romans von Christopher Isherwood, brilliert durch eine schwerfällig-schöne Eleganz der 60er Jahre. Hauptdarsteller Colin Firth verschmilzt förmlich im durch blauem Zigarettendunst getrübten und zunehmender Dunkelheit versinkenden Film. Die Trauer über den Verlust seines Partners wirkt geradezu stofflich. Vielleicht der subtilste, der schönste Film in dieser Auswahl.
4. „Let’s do the Time Warp again, Let’s do the […]“ Der außerirdische Transvestit Dr. Frank N. Furter aus „Rocky horror picture show“ schafft es dem spießigen Paar Brad und Janet Strickjacke und Pullunder gegen Strapse und High Heels auszutauschen. Der Kult um den 1975 gedrehten Film findet heute noch tausende Ableger in Musicaladaptionen und beschwipsten Gruppentänzen in der heimischen Dorfdisko. Der exzentrische Wahnsinn animiert zum Mitmachen!
5. Zum Verwechseln ähnlich, könnte man Laure glatt für einen Jungen statt für ein Mädchen halten, ein „Tomboy“ sozusagen. Nach dem Umzug ihrer Familie nutzt das Kind die Chance für einen Neuanfang. Die französische Regisseurin Céline Sciamma räumte mit ihrem Film aus dem Jahr 2011 Film eine Reihe an Preisen ab. Absolut sehenswert!
6. Wenn wir schon bei französischen Filmen zum Thema sind, darf der 2013 gefeierte „Blue is the warmest colour“ selbstverständlich nicht fehlen. Wir erinnern uns: Adèle, eine braunhaarige junge Frau aus einfachen Verhältnissen, verliebt sich in Emma, eine blassblaue bereits erfahrenere Kunststudentin aus gehobener Kinderstube. Nicht nur die Mühen des Registers Abdellatif Kechiche, auch die der beiden Hauptdarstellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos wurden mit der Goldenen Palme von Cannes gekührt.
7. In „Una giornata particolare“ („Ein besonderer Tag“) von 1977 scheinen Hausfrau Antonietta, gespielt von Leinwandkönigin Sophia Loren und ihr Nachbar Gabriele (Marcello Mastroianni), die Einzigen zu sein, die der Kundgebung von Adolf Hitler und Benito Mussolini fern bleiben. Beide erleben einen Hauch von Freiheit und Hoffnung während der gemeinsamen Stunden. Am Ende wird Gabriele, für seine Liebe zu Männern, bereits aus dem staatlichen Rundfunk entlassen, deportiert. Hoffnung gibt es im Faschismus nicht.
8. Ein „Weekend“ verbringen Russell und Glen zusammen. Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die aus einem betrunkenen One-Night-Stand entsteht, nimmt ihren Lauf. Der Film zeigt nicht nur realitätsgetreu die Beziehung von zwei Menschen, sondern bildet ein Porträt zweier gegensätzlicher Männer in einer heterosexuellen Gesellschaft ab.
9. Virginia Woolf, Laura Brown und Clarissa Vaughan, drei Frauen aus verschiedenen Zeiten, spielen in „The Hours“ sowohl gegensätzliche als auch ineinander verflochtene Figuren. In der filmischen Adaption des Romans von Michael Cunningham schaffen Nicole Kidman, Julianne Moore und Meryl Streep ein zeitloses Portrait von drei außergewöhnlichen Frauen, die mit dem Leben, sexuellen Normen und gesellschaftlichen Restriktionen zu kämpfen haben.
10. Schlussendlich rundet das Drama „Brokeback Mountain“ unsere Liste ab. Jake Gyllenhaal und Heath Ledger verkörpern ein schwules Liebespaar in der rauen Naturlandschaft Wyomings im Amerika der 60er Jahre. Obwohl Worte über Liebe weder dem draufgängerischen Jack noch dem schweigsamen Rancher Ennis über die Lippen gehen, ist das Drama von 2005 eine der ersten Darstellungen männlicher Liebe im Mainstream Kino und bewegt trotz des kitschigen Soundtracks.
https://youtu.be/dc7Odty5MuM
Bild 1. Still aus “Paris is Burning”
Bild 2. und Bild 3. Stils aus “Laurence anyways”
Bild 4. Still aus “Blue is the warmest colour”
Bild 5., 6. und 7. Stills aus “A single man”
Bild 8. Still aus “A Brokeback Mountain”
Bild 9. Still aus “The Hours”
Bild 10. Still aus “Weekend”
Bild 11. Still aus “Tomboy”
Bild 12. Still aus “Tangerine”
Bild 13. Still aus “Rocky Horror picture show”
Bild 14. Still aus “Una giornata particolare“
Text: Samira Ghoualmia