Katrin ten Eikelder von The Knots widmet sich Teppichen, aber keinen gewöhnlichen Teppichen, die man von der Stange kauft. Ihre Vorliebe gilt alten Orientteppichen, die sie auf Basaren wie im Iran kauft und neu einfärben lässt.
Katrin ten Eikelder von The Knots widmet sich Teppichen, aber keinen gewöhnlichen Teppichen, die man von der Stange kauft. Ihre Vorliebe gilt alten Orientteppichen, die sie auf Basaren wie im Iran kauft und neu einfärben lässt.
Dadurch haben ihre Modelle eine ganz besondere Patina, erzählen eine Geschichte und treffen gleichzeitig den modernen Zeitgeist. Im Rahmen der diesjährigen Eastpak She Wears Tour entwarf die junge Teppichhändlerin aus Berlin in Kooperation mit Eastpak ein besonderes Einzelstück, das es hier auf Fräulein Online zu gewinnen gibt.
Du hast zunächst BWL studiert und anschließend eine kreative Richtung eingeschlagen. Das war wahrscheinlich sehr nützlich für deine berufliche Laufbahn?
Ich habe im Nachhinein oft gedacht ob es so richtig war. Es ist so eine lange Zeit, die du studierst. Du investierst viel Geld und lernst alles theoretisch. Ein klassisches, akademisches Studium. Die Frage, die du dir stellen musst, ist, wie viel du letztendlich daraus mitnehmen kannst. Ich glaube, dass ich viel von meinem Wissen und das was ich im Alltag anwende, durch Praxiserfahrung und vor allem Ausprobieren bekommen habe. Im Studium entwickelst du die Fähigkeit dich selbst in Dinge einzuarbeiten. Dadurch bekommst du ein Grundgerüst und deshalb bin ich schon froh, dass ich das Studium absolviert habe.
Du hast deine Affinität für Teppiche in New York entdeckt. Normalerweise zeigen die Leute nach einem Marokko-Urlaub oder nach einem Trip durch den Iran ihre Begeisterung für Orientteppiche. Gab es bei dir einen Schlüsselmoment? Hast du einen besonderen Teppich gesehen oder war es der Lifestyle in New York?
Es war eher der ganze Lifestyle als ein spezieller Schlüsselmoment. Meistens waren es unverhoffte Situationen, in denen ich dann Teppiche wiederentdeckt habe. In einem schönen Umfeld dargestellt und schön inszeniert, so dass der Fokus nicht allein auf dem Teppich lag. Das hat dazu geführt, dass ich das Produkt überhaupt wahrgenommen habe.
Der Teppich war ja lange Zeit ein Tabu-Thema in deutschen Haushalten.
Genau, hier in Deutschland total. Der Teppich war aus den Wohnzimmern der Nation verschwunden. Das Thema Teppich kam über die letzten Jahre erst langsam wieder auf. Der Trend zu mehr Gemütlichkeit und Individualität, die du mit einem Teppich super in einem Raum erzeugen kannst.
So wie der Trend Altbauten. Die Räume in Altbauwohnungen wirken ganz anders. Und unsere Generation entwickelt ein ganz anderes und neues Bewusstsein für Interior und Details. Bis vor ein paar Jahren habe ich mich nicht wirklich damit beschäftigt.
Das war auch bei mir so. Ich habe in Köln, Mailand, Stuttgart und New York gelebt, teilweise in möblierten Übergangswohnungen, und mich nur wenig damit auseinandergesetzt. In Berlin hat sich das geändert. Das ganze Thema Zuhause ist in den letzten Jahren viel wichtiger für mich geworden. Nicht nur in Berlin gibt es eine große Begeisterung für Shabby Chic, Wiederverwendung und Upcycling. Es entwickelt sich mehr und mehr das Bewusstsein für den Wert alter Dinge, da viele alte Sachen eben auch handgefertigt sind und darin sehr viel Arbeit steckt. Diese alten Schätze sind oft solide und zeigen eine hohe Qualität.
Die Sehnsucht nach analogen und handwerklichen Dingen ist so groß wie nie zuvor. Man macht Töpferkurse und Nähkurse und greift zur analogen Kamera.
Eben das hat eine lange Zeit in unserer Gesellschaft gefehlt. Deutschland ist ein sehr leistungsbezogenes Land. In der Schule wurden handwerkliche Potentiale kaum wertgeschätzt. Es hieß, das brauche man nicht. Lange waren Handwerks- und Kochkurse in meiner Generation verpönt. „Sei effizient und fokussiere dich auf Zahlen“, heißt es oft. Das weckt die Sehnsucht in uns nach handwerklichen Fähigkeiten. Das finde ich sehr schön. Man kann einen großen Wandel beobachten. Man ist freier in seiner Entscheidung. Früher sollte der Lebenslauf wenn möglich keine Lücken haben. Ich glaube nicht, dass du glücklich wirst, wenn du nicht deinem eigenen Ideal folgst. Statussymbole sind in unserer Generation kaum noch ein Thema. In vielen Bereichen z.B. auch bei Lebensmitteln sieht man einen Trend zurück zu Qualität. Wir gehen bewusster damit um. Das ist eine sehr schöne Entwicklung wie ich finde.
Das Thema Nachhaltigkeit ist auch bei dir ein großes Thema. Hatte das immer schon eine große Relevanz für dich?
Das war immer schon ein Thema, das mich interessiert hat. Ich habe meine Diplomarbeit damals zum Thema Umweltschutz in Unternehmen geschrieben. Dabei ist mir einiges persönlich sehr nah gegangen.
Du fliegst unter anderem in den Iran, um nach Teppichen zu schauen. Ist das richtig?
Das ist richtig. Dort gibt es eine große Teppichmesse, die relativ wichtig ist. Dort lernt man alle wichtigen Produzenten aus dem Land kennen. Es ist schön dann noch ein wenig herumzufahren und die Dörfer zu bereisen. In der Türkei bin ich auch oft.
Wie ist die Stimmung auf so einem Basar? Der Iran muss ein sehr spannendes Land sein.
Letztes Jahr im August war ich das erste Mal in Teheran. Ich habe es mir sehr viel eingeschränkter und strenger dort vorgestellt. Sicher, man ist Tourist und hat dadurch ein anderes Bild, weil du auf jeden Fall mehr Freiheiten hast. Doch man merkt, dass sich mit der neuen Generation alles ein wenig öffnet und lockert. Die Menschen möchten sich nicht mehr unterdrücken lassen. Dennoch ist man noch ein Stück weit eingeschränkt, auch als Touristin. Ich habe in der Zeit ein Kopftuch getragen und hatte zu Beginn wirklich ein Problem damit. Aber dann, bevor es in den Flieger geht, setzen alle Frauen ihre Kopftücher auf und plötzlich ist es irgendwie normal. Das war dann ok. Auch wenn es ein wenig herunterrutscht, sagt niemand etwas. Bis auf einmal als ich im Süden der Stadt auf einem großen Markt war. Dort hat mich eine Frau angesprochen, weil zu viele Haare herausschauten. Die Männer haben sich am allerwenigsten daran gestört. Auf der Messe waren nur Männer und für sie war es überhaupt kein Problem, wenn das Tuch hin und wieder herunterfiel.
Wie ist das Feedback von den Teppichproduzenten vor Ort?
Es ist alles sehr professionell. Die Menschen dort wollen natürlich verkaufen und Geschäftsbeziehungen aufbauen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es eine Rolle spielt, ob du Mann oder Frau bist. Manchmal sind sie ein wenig verhalten. Die Männer dürfen dir eigentlich nicht die Hand geben. Natürlich ist das teilweise befremdlich, aber ich habe das so akzeptiert.
Woran erkennt man einen guten, persischen Teppich? Wie viele Exemplare schaust du dir auf diesen Basaren an?
Viele. Das kann man nie so genau sagen. Ich suche wirklich nur die Teppiche aus, die mir zu 100 Prozent gefallen und wenn es nur eine Handvoll ist. Erst einmal interessiert mich der Gesamteindruck. Dann schaue ich mir die Teppiche genauer an und gucke, wie die einzelnen Exemplare geknüpft sind. Wie viele Knoten der Teppich hat. Man kann sehen woher der Teppich kommt und wie alt er ist.
Die Teppiche werden dann von dort aus in die Manufaktur geschickt?
Genau, das machen dann die Produzenten. Man braucht dafür sehr viel Platz. Und vor allem intensive Sonne. Es dauert bis zu zwei Monate bis man die Grundfarbe rausbekommt. Dann werden sie gewaschen und neu eingefärbt.
Schickst du dann deine Design-Ideen an die Produzenten?
Die Designs sind größtenteils vorgegeben. Dadurch, dass der Teppich ein Muster hat. Das Muster bekommt man nie ganz raus. Ich nutze das ursprüngliche Muster, da es einen traditionellen Charakter hat. Es geht letztendlich mehr darum, sich bei den Farben zu entfalten, als wirklich am Design etwas zu verändern.
Bis der Teppich fertig zum Verkauf steht, ist es ein längerer Prozess.
Ja, das ist es. Manchmal geht es schneller als erwartet, aber an sich dauert der Prozess schon mehrere Monate.
Hast du ein Lieblingsstück aus der Kollektion?
Ich mag die Vintage-Orientteppiche gerne. Die Blautöne sprechen mich am meisten an. Und welche ich auch wirklich liebe sind die bunten Berber Teppiche.
Wie kam es zu der Kooperation mit Eastpak?
Es kam irgendwie die Idee auf, dass man im Rahmen der Eastpak She Wears-Tour, anlässlich des Weltfrauentags, ein gemeinsames Produkt designt. Die Inspiration des Teppichs war die Animal Print Collection. Ich fand die Punkte ganz cool. Dann habe ich Farben genommen und so ist der Teppich entstanden.
Ich habe gelesen, dass du darauf achtest, dass die Menschen in den Manufakturen zu guten Konditionen arbeiten..
Ja, auf jeden Fall. Und ich achte darauf, dass es keine Kinderarbeit ist. Die wird immer schnell mit Teppichen in Verbindung gebracht.
Ist es schon mal passiert, dass ein Teppich nicht so geworden ist, wie du es dir vorgestellt hast? Man weiß ja nie, wie die Farbe angenommen wird..
Natürlich kann es passieren, dass die Farbe nicht gut rauskommt und es ist wirklich immer sehr viel X-Faktor dabei.
Gibt es einen berühmten Teppichmeister oder einen Produzenten, der als Pionier der Teppichkunst verstanden wird, mit einer eigenen Handschrift?
Das ist schwierig zu sagen. Es sind viele Leute mit einem Teppich beschäftigt. Das Design wird entwickelt, es wird geknüpft, hauptsächlich von Frauen, gewaschen und geschoren. Ich glaube insgesamt wird die klassische Teppichkunst eher mit gewissen Kulturen und Regionen verbunden.
Ist ein Teppich also ein Stück für die Ewigkeit?
Ja, bei guter Pflege auf jeden Fall. Du musst natürlich aufpassen, dass zum Beispiel nicht zu viel Sonne darauf scheint. Sonst würde er ausbleichen. Und er sollte nicht unbedingt nass werden. Ein Teppich ist ein Naturprodukt. Also nur staubsaugen und ausklopfen. Die Teppiche, die ich verarbeiten lasse, sind 60 bis 100 Jahre alt.
Die Knoten sorgen für die Stabilität des Teppichs?
Genau, je feiner die Knotung, desto fester ist der Teppich.
Zurück zu The Knots. Du hast dich bewusst dazu entschieden, nach Berlin zu kommen. Wie ich aus dem Gespräch herausgehört habe, bist du ganz alleine hergekommen und hattest kein besonders großes Netzwerk.
Genau. Ich hatte zu Beginn eigentlich gar kein Netzwerk. Das habe ich mir peu a peu aufgebaut. Ich habe die ersten paar Monate aus dem Wohnzimmer heraus gearbeitet. Es war sehr viel Learning by Doing. Anfangs fühlte ich mich ein wenig exotisch zwischen all den Techies in Berlin, was aber schon lange nicht mehr der Fall ist.
Damit sind wir wieder am Anfang des Gesprächs, dass viele Menschen Produkte suchen, die für die Ewigkeit sind.
Genau. Und nach Dingen, die eine Seele haben.
Kannst du dir noch andere Designbereiche vorstellen?
Auf jeden Fall. Es sollte aber immer an dem traditionellen Kunsthandwerk angelehnt sein. Ich werde in Zukunft ein wenig mit Accessoires arbeiten, aber das Hauptaugenmerk liegt auf Teppichen.
Was sich wahrscheinlich viele fragen: Kannst du inzwischen davon leben?
Ja, ich kann seit etwa eineinhalb Jahren davon leben und darüber freue ich mich sehr.
Interview: Alina Amato
Teppichbilder: Tina Willim
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