Interview: Tommy Genesis

vor 7 years

Die 18-jährige Kanadierin Tommy Genesis macht zwar erst seit zwei Jahren Musik, kann sich aber über fehlenden Erfolg und Aufmerksamkeit nicht beklagen. Sie provoziert mit sehr direkten Lyrics und knappen Outfits. Gemeinsam mit Musiker-Kollegin M.I.A. ist sie das Gesicht der neuen Mercedes-Benz-Kampagne, #mbcollective. Im Interview sprach sie mit uns über die Anfänge ihrer Karriere und wie Mode ihr Selbstbewusstsein steigert.

Wann hast du damit angefangen Rap-Musik zu machen? 

Ich mochte Rap eigentlich nie besonders, sondern habe immer Punkrock gehört. Wenn meine Geschwister im Auto Rap hörten, bat ich sie es auszuschalten. Auch wenn Rap-Musik mich anfangs nicht besonders interessiert hat, ist Musik generell ist ein guter Weg, seine Gefühle auszudrücken. Deshalb habe ich mich damit angefangen, und vor zwei Jahren dann ernsthaft. Aber ich habe eigentlich schon immer Songtexte geschrieben, wusste es damals nur noch nicht. Es waren Gedichte, die sich dann in gesprochene Worte verwandelten und als ich sie auf einen Beat gelegt habe, wurde Rap daraus.

Wie beeinflusst deine Vergangenheit als Künstlerin deine Musik?

Ich denke oft darüber nach, was ich an der Kunstakademie gelernt habe. Sie lehrt dich kritisch zu sein und ebenso Kritik anzunehmen. Bei meinem Abschlussprojekt hatte ich die Aufgabe eine Skulptur zu machen, dafür hatte ich einen Monat Zeit. Meine Mitschüler haben diese imposanten Skulpturen gefertigt und Sachen geschnitzt. Meine Skulptur war ein volles Glas Wasser, welches kopfüber auf dem Tisch stand. Meine Lehrerin war richtig wütend: „Das ist eine Sechs. Du hast dein Glas Wasser auf dem Tisch vergessen.“ Und am Ende habe ich als Note eine Eins bekommen. Das größte Mysterium an der Kunst ist: Was ist Kunst? Und genau das liebe ich. Ein Rebell zu sein und das zu machen, was ich will, nicht weil jemand anderes es gut findet, sondern weil ich selbst einen Wert darin sehe.

Deine Musik und deine Texte polarisieren. Wie reagieren die Menschen auf dich und deine Musik?

Ich habe mir immer viele Gedanken darüber gemacht, was andere von mir halten. Bis ich meinen Vater dabei erwischt habe, wie er laut meine Musik gehört hat. Es war mir furchtbar unangenehm, dass er hört, wie ich über Sex singe. Aber er hat nur gesagt: „Ich finde es super. Es hört sich cool an.“  Und da habe ich bemerkt: Sobald ich die Musik veröffentliche, habe ich keine Kontrolle mehr darüber, wer sie anhört und wie derjenige darüber denkt. Also ist es mir wichtig Musik zu machen, hinter der ich stehe.

In deinen Songs kommst du sehr selbstbewusst herüber. Warst du schon immer so selbstsicher?

Nein, überhaupt nicht. Ich war sehr unsicher und habe immer weite Kapuzenpullover getragen. Eigentlich habe ich mich immer sehr unwohl in meiner Haut gefühlt. Erst seit ein paar Jahren fühle ich mich wirklich wohl in meinem Körper und kann akzeptieren, dass ich nun einmal der Mensch bin, als der ich geboren wurde. Ich glaube das ist auch einer der Gründe, warum von so viel Sexualität in meinen Songs die Rede ist. Sie ist Teil meiner Person.

Wenn man mich sieht, ist klar: Sie ist ein Mädchen, eine Sängerin, ein Model und sie wirkt selbstbewusst. Was die Menschen aber nicht sehen können ist, wie lange es gedauert hat, bis ich dort angekommen bin. Und auch heute habe ich immer noch so viele Unsicherheiten. Es gibt Momente, in denen ich mich innerlich festhalte und mir selbst sage: „Du kannst es schaffen.“ Ich glaube, jeder Mensch erlebt solche Situationen.

Du bist Teil der #mbcollective Fashion Story. Welche Rolle spielt Mode in deinem Leben?

Mode ist eine sehr wohltuende Möglichkeit sich selbst auszudrücken. Manchmal probierst du etwas Neues aus und es sieht komisch aus, und dann probierst du etwas an, in dem du dich wohlfühlst und das hilft dir dabei, du selbst zu sein. Mode kann alles sein, das ist das schöne daran. Und wenn es dir hilft, dich wohl zu fühlen und es auch noch ein guter Look ist, kannst du einfach du selbst sein.

In welcher Kleidung fühlst du dich am wohlsten?

In Rock und Crop-Top. In Crop-Tops fühle ich mich stark. Ich bin damit sozusagen konservativ in meiner Freizügigkeit. Man würde zum Beispiel nie mein Dekolleté sehen, aber meinen Bauchnabel sieht man ständig. Es ist sogar zu einer Art Markenzeichen geworden. Ich bin das Mädchen mit den Crop-Tops. Ich denke mir immer, wenn ich schon Kleidung tragen muss, dann kann ich auch etwas tragen, dass Spaß macht.

Interview: Pia Ahlert
Bilder: Luke Gilford

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