Filmtipp: Rocketman

vor 6 years

Ein Film über Elton Johns schillerndes und emotionales Leben.

Regisseur Dexter Fletscher (Bohemian Rhapsody) ist mit “Rocketman” ein farbintensives und emotionales Musical gelungen, das Elton Johns von Höhen und Tiefen geprägtes Leben erzählt und die Zuschauer dabei immer wieder fantasievoll in dessen Gefühlswelt entführt.

Der Film besticht in erster Linie durch die Einbindung und gelungene Neuinterpretation von 20 Elton Johns Songs sowie seiner visuell anregenden Aufmachung. Diese ist besonders durch die ausgefallenen und glitzernden Kostüme geprägt, die sich an Elton Johns tatsächlich getragenen Outfits orientieren und in Zusammenarbeit mit Swarovski entstanden sind.

Doch trotz all des Glamours wird im Film schnell deutlich, dass Elton Johns Leben für lange Zeit alles andere als farbenfroh und glücklich war.

Beginnend mit seiner frühen Kindheit wird sehr eindringlich seine unterkühlte Beziehung zu seinem lieblosen Vater und seiner enttäuschten Mutter dargestellt – deren Liebe er bis spät in sein Leben vergeblich suchte. Früh entdeckte seine Großmutter sein Talent für das Klavierspielen und Elton gelang durch verschiedene Stationen der Weg zum Weltstar. An seiner Seite stand dabei die ganze Zeit Bernie Taupin (Jamie Bell), der – wie vielen wahrscheinlich nicht bekannt – Elton Johns Songtexte schrieb und sein bester Freund wurde.

Mit dem Erfolg entwickelte sich ein Leben ohne Halt und wie bei vielen Stars kamen auch die Schattenseiten. Der Film zieht die Zuschauer in eine Art Sog bestehend aus Auftritten, Parties, Prunk und Glitzer, aber auch Drogenexzessen, Abstürzen und emotionalen Tiefpunkten. Elton John wird trotz oder grad wegen des Erfolgs immer einsamer, sein Drogenkonsum eskaliert mehrmals und dennoch führt er seine Karriere jahrelang weiter – vor allem unter dem Druck seines damaligen Partners und Managers John Reid, gespielt von einem hervorragenden Richard Madden.

Vielleicht fehlt es dem Film manchmal an tiefergehenden Dialogen und es scheint als würde die Story keinen eindeutigen Höhepunkt erreichen, doch die gekonnte Aneinanderreihung von Songs und das Verschwimmen von träumerischen und realen Momenten erzeugt genau jenen Sog, der die Zuschauer das turbulente Leben von Elton John nachempfinden lässt. Zudem wird durch die Musik und die einfühlsame Darbietung des Hauptdarstellers Taron Egerton das Innenleben des Musikers in den Mittelpunkt gerückt. Mit der Zunahme der Tragik in seinem Leben werden auch die Kostüme immer ausgefallener und es scheint, als wollte sich Elton John, geborener Reggie Dwight, hinter der Maskerade verstecken. Überzeugt davon, dass niemand sich für den Mensch dahinter interessiert, denn die Massen wollen Elton John – den Entertainer – sehen. Beschreibend dafür ist der Rat eines Sängers, bei welchem John in jungen Jahren im Background spielte: You have to kill who you were born, to become who you want to be.

Schließlich findet Elton doch noch die Liebe zu sich selbst. Bei einer Drogentherapie hält er in einem traumartigen Zustand eine Auseinandersetzung mit seinen Eltern und anderen wichtigen Personen seines Lebens ab und schließt dabei auch Frieden mit seinem kindlichen Ich.

Der Film ist nicht nur etwas für Fans von Elton John oder bunten Musicals, sondern zeigt durch die Darstellung des tiefgehenden Schmerzes und der Probleme in Johns Leben, dass hinter dem Entertainer ein sehr realer und verletzlicher Mensch steckt, in welchem sich viele wiederfinden können. Insbesondere Taron Egertons eindrucksvolle Verkörperung Elton Johns bringt seine Gefühlswelt sehr nah und überzeugt auch durch den Fakt, dass Egerton alle Lieder im Film selber singt, wobei oft kein Unterschied zum Original zu hören ist. Dabei werden manche Zuschauer überrascht sein, wie viele bekannte Songs aus Elton Johns Feder stammen und es wird deutlich, was für ein grandioser Musiker er ist.

Rocketman ist ein Film, der – wenn man sich darauf einlässt – tief berührt und mitnimmt auf Elton Johns Reise zu sich selbst.

 

Text: Stefanie Triebe
Bild: Paramount

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