Komm Doch!

vor 5 years

Weibliche Selbstbefriedigung ist noch immer ein Tabu. In Zeiten von #metoo ist es jedoch essentiell, über die eigene Lust zu sprechen. 

Dies soll nicht nur ein Plädoyer für die Selbstbefriedigung sein, sondern viel mehr ein Aufruf, freier mit der eigenen Sexualität umzugehen. Weibliche Lust muss einen größeren Stellenwert in unserer Gesellschaft bekommen, darf nicht so schambehaftet behandelt werden wie bisher. Je offener Frauen sagen, was sie wollen, desto mehr sinkt die Hemmschwelle, auch über die Dinge zu sprechen, die sie nicht wollen.

Wenn Jungs mit etwa zehn Jahren ihre Lust entdecken, dann zelebrieren sie dies meist in vollen Zügen. Ständig und ohne Rücksicht auf Verluste wird an sich herumgespielt. In den Filmen unserer Jugend ist das Thema des masturbierenden Jungmannes nichts Ungewöhnliches gewesen. Damit wurden wir sozialisiert. Sie taten es mit Apple Pies, spritzten in stinkige Socken, benutzen ihr Sperma als Haargel und kannten die skurrilsten Ausrücke, „um ihren Lurch zu würgen“. Bei uns Mädchen sah das ganz anders aus. Still schweigend und im Dunkeln ertasteten wir vorsichtig die eigene Lust. Selbst wenn Frauen sich in Filmen selbst befriedigen, spielen sie entweder verträumt an ihren Brüsten herum oder räkeln sich lasziv in einem Schaumbad. Geilheit in Filmen deuten Frauen wenn überhaupt nur an. Meist, indem sie sich sinnlich mit den Zähnen auf die Unterlippe beißen, im besten Fall verschwindet eine Hand unter der Bettdecke. Bis zum Höhepunkt kommen masturbierende Frauen nur in Pornos, hier dient ihre gespielte Lust allerdings hauptsächlich und wieder nur der Befriedigung von Männern.

Den Männer, die dies lesen: sorry, aber die Realität ist eine andere. Gott sei Dank. Denn unsere Lust ist genau so plump und pur wie eure. In Zeiten wiederkehrender sexueller Missverständnisse sollten wir anfangen, Tacheles zu reden und sämtliche Klischees in der oben erwähnten Badewanne versenken. Denn Fakt ist: Die Frau im Supermarkt macht es. Deine Chefin macht es. Deine beste Freundin macht es. Rihanna macht es. Einfach jede macht es. Und das nicht zu knapp. Die Art und Weise, wir wir kommen, ist ganz unterschiedlich. Mit Hilfe von Pornos, Duschköpfen, Dildos oder klassisch mit der Hand und ein bisschen Kopfkino. In den meisten Fällen werden Finger und Hände elektrischen Geräten sogar vorgezogen, da wir selbst natürlich am Besten wissen, welche Knöpfe wir drücken müssen. Schließlich handelt es sich um ein völlig natürliches Bedürfnis. Nichts, wofür frau sich schämen muss. Hätte uns das nur einfach mal jemand früher gesagt, wir hätten uns Jahre der Unsicherheit sparen und gleich ein gesundes Gefühl zu unserem Körper entwickeln können.

Denn Selbstbefriedigung gehört zu einem gesunden Körper dazu. Genau wie die wöchentliche Jogastunde, der grüne Smoothie am Morgen, das Wellnesswochenende auf Sylt, das Kokosöl für die Haut. All diese kleinen und großen Dinge teilen wir auf Social-Media-Kanälen, um unseren Healthy-Lifestyle zu sharen. Nur bei der ältesten Form der me-time schalten wir noch immer lieber auf Privatsphäre. Dabei gibt es kaum eine andere Form von Entspannung, die für solch einen frischen Teint sorgt, den Kopf ordentlich durchpustet, To-do-Listen kurzzeitig verschwinden lässt und die Laune erheblich steigert. Wie der Name schon sagt: SELBSTbefriedigung. Es stimmt uns friedlich, unser sexuelles Grundbedürfnis wird erfüllt. Das tollste daran ist: es kostet nichts. Frau kann es überall machen. Es kann ganz schnell gehen oder abendfüllend sein. Also: werden wir mutiger und sprechen darüber, was uns gefällt. Mit anderen Frauen, mit unseren Partnern und Partnerinnen. Fordern wir eine andere Form von Pornographie. Weibliche Sexualität und Lust sollten kein Tabu sein. Wir sollten so offen und frei damit umgehen, wie wir selber sein wollen.

 

 

Beitrag: Daniela Wilmer

Foto: Ian Dooley via Unsplash

 

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