Neue Artikel, die euch am Wochenende zum Nachdenken anregen könnten.
Weekend Reads zum Wochenende
Was ich von Polyamorie über die Liebe gelernt habe
Wenn es einen Kurs in Polyamorie für Anfänger gäbe, würde er vermutlich mit dem Prinzip beginnen, dass Liebe keine begrenzte Ressource ist, also sollten wir auch aufhören, sie so zu behandeln. Wir wissen, dass die Liebe zu unseren alten Freund*innen nicht weniger wird, wenn wir neue Freunde finden, dass die Liebe zu unseren Brüdern, Schwestern oder Kindern nicht kleiner wird, wenn die Familie wächst. Aber von klein auf haben wir – oft unbewusst – die Idee in uns aufgesogen, dass romantische Liebe nur begrenzt verfügbar ist, von einem Paar geteilt und dauerhaft beschädigt wird, wenn sich die Zuneigung des*der einen mal woanders hin verirrt.
After birth: How motherhood changed my relationship with my body
The mental and physical impact of going through pregnancy, giving birth and then dealing with a newborn is immense and can feel overwhelming. Whether you’re battling with stretch marks, hair loss or an inability to control your bowel movements, every woman’s experience of post-birth recovery is valid. Hopefully starting an honest dialogue free from shame, guilt or judgment — as I’ve tried to do here in this film — will benefit future mothers.
Essen wird heute moralisch überhöht – Chiasamen sind gut, Weißbrot ist böse. So verhält sich ein Chia-Esser richtig, ein Weißbrot-Fresser dagegen falsch. Was erwünscht ist, haben die meisten Menschen bereits verinnerlicht. Nicht nur die Lebensmittel selbst stehen für einen guten oder schlechten Lebensstil, sondern auch die Art, wie man isst: Als besonders wünschenswert gilt, selbst zu kochen und die Mahlzeiten gemeinsam mit der Familie einzunehmen, bei anregenden Tischgesprächen. Dabei kochen tatsächlich immer weniger Menschen selbst, sondern essen außer Haus, bestellen sich was oder machen eine Tüte auf, idyllische Mahlzeiten im Kreis der Liebsten werden in vielen Haushalten seltener. Doch man bekennt sich eben nicht so gern zum einsamen Abendessen halb liegend auf dem Sofa, bemüht, das Notebook auf dem Schoß nicht vollzukleckern.
Zwischen dem Eigentlich und dem Aber breitet sich nun etwas aus, das wir genau kennen: das schlechte Gewissen. Ich würde ja öfter kochen, wenn ich mehr Zeit hätte. Ich würde mich ja besser ernähren, wenn ich die Ruhe hätte. Und das Durchhaltevermögen. Und überhaupt.
Was ich in meinem Leben gelernt habe
Überhaupt habe ich gelernt, nachsichtiger mit mir umzugehen. Lange Zeit konnte ich das nur meinen Freunden und meiner Familie gegenüber. Ich verzieh ihnen die großen und kleinen Fehler ganz selbstverständlich. Mir selbst warf ich hingegen Unzulänglichkeiten vehement vor, quälte mich in meinen Gedanken richtig damit, warum ich mich in der einen oder in der anderen Situation nicht besser verhalten hatte. Aber jetzt im Alter, nach all den Jahren, habe ich mich endlich mit mir selbst angefreundet. Ich habe akzeptiert, dass ich wie alle anderen Menschen nicht perfekt bin, aber dass ich deswegen meinen Charakter nicht abschleifen muss, bis ich mich wie ein Knigge-Buch auf zwei Beinen verhalte. Ich darf scheitern. Ich darf Fehler machen. Ich darf mich trotzdem mögen. Und ich will und werde mir die Fehler verzeihen.
Text: Yamur Cellik